FRIEDENSAPPELL aus den Jahren 1517 / 2017
Im Herbst 1517, also vor rund 500 Jahren, publizierte der berühmte Humanist Erasmus von Rotterdam (1467 – 1536) seine Schrift „Klage des Friedens“. Leitmotiv seines Friedensappells ist der Satz:
„Kein Friede ist so ungerecht, dass er nicht dem gerechtesten aller Kriege vorzuziehen wäre!“
Heute, ein halbes Jahrtausend später und in einer Zeit, in der die Kriegsbereitschaft allenthalben wieder wächst – den schrecklichen Erfahrungen im 20. Jahrhundert zum Trotz! – und in der sogar ein neues Wettrüsten droht, ist es höchste Zeit, diesen eindringlichen Mahnruf des Erasmus zu erneuern.
Wir appellieren deshalb an die Politiker und Politikerinnen, vor allem aber an alle Menschen in dieser Welt (von denen sich so viele von Regenten regieren lassen, denen die Menschlichkeit aus dem Blickfeld geraten ist): HALTET EIN! Und besser noch: KEHRT UM! In dieser Welt steht ganz gewiss vieles nicht zu Besten – aber keines der Übel, die unsere Zukunft gefährden (etwa die Erwärmung des Klimas und der Anstieg des Meeresspiegels) kann durch Gewalt und Krieg aus der Welt geschafft werden. Im Gegenteil! Was Not tut, ist eine stärkere Verbundenheit, ist das intensive Erleben der gemeinsamen Interessen – denn das Schicksal dieser Welt ist unser aller Schicksal. Freilich wirkt eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, wirkt eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich diesem Miteinander entgegen. Und gerade deshalb ist ein „Weltbürgertum von unten“, neben und jenseits der Regierungen und, wo nötig, auch gegen sie, das Gebot der Stunde.
Setzen wir auf unseren Verstand und auf unser Können! Das, was alle, die diese Erde bewohnen, miteinander vereint, wiegt weit schwerer als alle künstlichen Trennungen, sei es durch Religion, Kultur oder Brauchtum! Solche Unterschiede werden von den Mächtigen ja allermeist deshalb betont, weil sie damit von dem einzigen Gegensatz ablenken können, der die Menschen wirklich voneinander trennt: Der Gegensatz von Reichtum und Armut.
Setzen wir also der wachsenden Kriegsbereitschaft unseren entschiedenen Widerstand entgegen! Werden wir nicht müde, im Sinne des Erasmus unseren Mitmenschen zu zurufen: „Werdet doch endlich mal ein wenig klüger, nachdem ihr allzu lange das Elend des Krieges erduldet habt! Ein Krieg sät den nächsten, Vergeltung erzeugt Vergeltung. Mögen jetzt Freundschaften einander bestärken, möge eine Wohltat die nächste hervorlocken.“ Als Friedensstifter dürfen – so meinte schon Erasmus – zuallererst diejenigen gelten, die ihre Ansprüche mäßigen und (so möchte man angesichts der heutigen Weltlage hinzufügen) die nicht mehr auf Kosten anderer leben wollen. Denn das ist der Weg zum Frieden: Die Verbindungen zwischen den Menschen stärken, ihre gemeinsamen Interessen fördern – und die Verhinderung solcher Gemeinsamkeit durch Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Ausbeutung abschaffen.
Eben dies ist der Weg des Weltbürgertums!
Dieser Appell wurde zum 5. Oktober 2017, dem 500. Jahrestag der Veröffentlichung der „Friedensklage“ des Erasmus von Rotterdam am 5. 10. 1517 veröffentlicht und ist weiterhin von größter Aktualität.
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