MEINE REISE NACH KOOLO HINDE/GUINEA (5-9)
TAGEBUCH-PROTOKOLL 27.01.2017 – 18.02.2017 (5)
4.2. Samstag – eigentlich schon eine Woche vergangen, durch die Anreiseprobleme aber erst der 5. OP-Tag heute. Trotzdem schon so etwas wie Bergfeststimmung. Morgen ist Sonntag, OP-freier Tag und es ist ein Ausflug zum Großen Markt in Dogomet geplant. Wir werden schon mal eingestimmt, wie wir uns gegen Diebstahl schützen sollen. Der Besuch ist aber ein MUSS. Alternativ könnte eine Wanderung auf einen der nahegelegenen Berge erfolgen. Der Vorschlag zieht aber nicht richtig. Nur Andreas will zu Hause bleiben, da er den Markt schon zur Genüge kennt. Nach einer Woche braucht man wirklich zur Regeneration v.a. Ruhe. Der heutige Tag war wieder sehr arbeitsam. Rein operativ: Mamadou Barry (endlich der Richtige), 3 Jahre, große Skrotalhernie bds. (fürchterliche OP); Boubarcar Barry, 10 J., Skrotalhernie; Mamadou Bah, 13 J., Skrotalhernie; Abdou Gadion Barry, 63 J., Leistenhernie bds.. Heute bin ich mit meiner operativen Leistung nicht wirklich zufrieden, Gerade die kindlichen Hernien waren so groß und damit teilweise unübersichtlich, dass die Versorgung teilweise fraglich war. Dazu kamen Anästhesieprobleme bei beiden Kindern und Instrumentenprobleme (Pferde statt Kinder). Eigentlich ist die instrumentelle Ausrüstung erstaunlich gut. Aber viele gleiche Operationen hintereinander machen dann schon Probleme. Ich sollte mir den Instrumententisch vor jeder OP anschauen! Auf der anderen Seite gibt es Einmal-Monokauter, die anscheinend billiger sind! Dann die Stapler für die Hämorrhoiden, teures Instrumentarium, welches man billiger bekam. Die Stapler haben wir trotzdem noch nicht benutzt. Alle proktologischen Patienten wurden bisher konventionell versorgt und allen geht es bisher gut. Ich habe auch 4.°-Hämorrhoiden gut mit Milligan-Morgan versorgt. Heute war mal eine kleine Maus im OP1. Hat aber eher zur Belustigung beigetragen. Die Sprechstunde lief heute den ganzen Tag nebenher, allerdings eher als Verbandsprechstunde von Karl. Die „Poste“-Sprechstunde soll heute ausfallen. Die letzten Plätze für die wenigen Lücken im OP-Programm der folgenden Woche sollen Montag/Dienstag gefüllt werden. Bailo will auch heute schon nach Dabola (es gibt auch Dalaba?), Verwandtschaft besuchen und erst Sonntag abend wieder zurückkommen. Der Informatiker von der KfW-Bank in Deutschland Bailo ist hier unter den Leuten auch der Dr.Bailo. Er organisiert alles, erklärt den Leuten ihre Krankheiten, die Operation und die Nachbehandlung. Die Wetter-App zeigt für Dabola z.Z. (23.53 h) 22°, wolkenlos. Wir sind von der Terrasse reingegangen. Es schien hier doch deutlich kühler als die 22°. Das empfand ich aber eher als angenehm. Nur noch Andreas und ich haben bis zum Schluss durchgehalten, nein – es saß ja den ganzen Abend noch der Junge neben mir, der von der Abendvisite mitgekommen war. Er ist tagsüber auch im OP-Zentrum, verschließt die Türen und macht kleinere Hilfsdienste, besonders für Didi, den „Hausmeister“. Didi transportiert nach den OP’s die Patienten auf einer Liege ins Patientenhaus, holt sie vorher in den OP mit der Karteikarte. Er hat ein festes Monatsgehalt von MANGO (50 €) dafür, dass er die ganze Anlage über das Jahr bewacht und in Ordnung hält. Von dem Geld konnte er sich schon eine zweite Frau leisten. Die Matratze dazu hat er allerdings – wie böse Zungen behaupten – im „Poste“ mitgehen lassen. MANGO hatte gerade neue Matratzen besorgt. Es ist auch nicht die einzige, die fehlt. Neben diesen beiden genannten „Angestellten“ sieht man, bzw. arbeiten noch etliche andere im OP-Trakt rum, Frauen für die Reinigung, für den Steri, eine oder zwei Hebammen in der Gyn-Sprechstunde etc. Die Namen sind mir noch fremd. Neu in die Sprechstunde zwischendurch kam ein junger Mann (Bailo sagte, er hätte ihn zwar belogen, aber ihm auch sein Problem gezeigt), der vor 2½ Jahren hier irgendwo an einer perforierten Appendizitis operiert worden war. Bei offensichtlich sekundärer Wundheilung hatte sich eine narbige Einziehung entwickelt und in deren Mitte befand sich jetzt wie frisches Granulationsgewebe. Es stellte sich aber heraus, dass dieses Gewebe Darmschleimhaut ist. Es bestand also eine coeco-cutane Fistel, ein Pseudostoma, über welches manchmal Speisereste entleert wurden. Ich hätte ihn gerne noch operiert, wäre aber vom OP-Programm erst Mitte/Ende der kommenden Woche möglich gewesen und damit die Nachbeobachtungszeit zu kurz. Der Nachhauseweg ist wieder kinderbegleitet. James war schon vorgegangen, er war heute auch ganz schön fertig. Als uns das Kindergeschrei vor unserer Terrasse zu viel wurde, zogen James und ich ins Haus um und unterhielten uns ausführlich über häusliche und persönliche Dinge. James hat zwei Kinder (81 und 83 geboren), war mit einer Israelitin verheiratet, von der er schon lange Zeit getrennt ist. Sein Sohn wohnt in Offenbach, was primär ja nichts Schlechtes ist ;-) James kannte Rainer auch bereits, aus der Migranten-Versorgung in Frankfurt, eine von ihm geleitete, von den Maltesern getragene Einrichtung zur medizinischen Versorgung sog. Illegaler; also der Menschen, die hier in Deutschland nicht gemeldet sind.
Die Entwicklung der MANGO-Geschichte hier in Koolo ist interessant. Unter welchen Bedingungen MANGO hier angefangen hat (z.B. ohne Strom), ist mit der heutigen Situation nicht mehr zu vergleichen. Gerade die Stromversorgung mit Generator und Sonnenpaneelen hat viel verändert. Anfangs kam es vor, dass während einer Struma-OP der Strom ausfiel, weil z.B. der Steri angestellt wurde. Das ist ja nett! Jetzt sitze ich im Speiseraum, diagonal in zwei Ecken eine Wandleuchte (LED). In allen Zimmern befinden sich Lichtquellen und Steckdosen. Fließendes Wasser gab es hier oben früher auch, als eine solargetriebene Pumpe das Wasser von unten hochbeförderte. Das System ist irgendwann zusammengebrochen, wegen Bedienungsfehler während der Abwesenheit von MANGO. Darum bringen jetzt die fleißigen Frauen immer das nötige frische Wasser aus einem Brunnen auf dem Gelände in Eimern ins Haus. Damit werden große Tonnen in den Badräumen gefüllt. Auch heißes Wasser gelangt so in die Bäder. Es stammt aus einem großen gusseisernen Topf in der offenen Küche, der immer auf einer Feuerstelle steht. Im Speiseraum steht auch jeden Tag eine große Schüssel mit frischen Apfelsinen und Zitronen. So kann man sich immer frischen Saft pressen (oder pressen lassen, wenn man so pressfaul ist wie ich. Danke Geli!). Deswegen trinke ich auch lieber verdünnt den Ingwersaft, der auch immer frisch als Konzentrat in den Coya-Flaschen steht (Mineralwasser). Ebenso wie der einheimische Honig. Dann stehen noch zwei Wäschekörbe im Raum, für die zu waschende und die gewaschene Wäsche. Meist von einem auf den anderen Tag erhält man seine frische Wäsche zurück. Mittlerweile ist Sonntag der 5.2.! FREI-Tag! Bailo hat für uns zum Frühstück Omeletts und Beignets (wie Krapfen) bestellt. Gegen 11 h soll es losgehen mit zwei Autos. Das eine (ein Discovery) steht bereit, ist immer vor Ort (Transport von Waren vom Lager zum OP), das andere wird vom Metzger (!) kommen.
5.2. Ja, es ist Sonntag und ich bleibe bis 8.00 h im Bett. Es soll erst um 10.30 h losgehen. Ich erwische eine schnelle Lücke im Bad. Nachher besichtige ich die Küche, in der die versprochenen Omeletts und Spiegeleier bereitet werden. Auf einem der drei Feuerstellen kocht Bui (Hirse). In zwei Schüsseln liegen die kleinen Doraden für unser Abendessen: aus Conakry. Andreas und Anne-Marie waren schon joggen, 6-7 km. Eigentlich schon ganz schön warm um 9.00 h. Anne-Marie hat einen knallroten Kopf. Beide meinen auch, dass die Krampfneigung deutlich erhöht ist. Vielleicht enthält unser Cohay-Wasser nicht die gewohnte Menge an Spurenelementen: Aber „Contient parfaitement à l‘alimentation des enfants en basâge.“ Heute früh geht eine andere Gruppe zur Visite. Zeit für’s große Geschäft, für’s Schreiben. Tina ruft – ich muss noch ihr Sprunggelenk wickeln. Mache ich bereits seit einigen Tagen, da sie sich noch vor dem Abflug eine Distorsion angelacht hat. Und es sieht wirklich nach mindestens einer Überdehnung des vorderen Bandanteils aus. Zum Frühstück stehen tatsächlich die frischen Beignets auf dem Tisch und später kommen die Omeletts und Spiegeleier. Ansonsten wie gehabt. Bis es richtig losgeht, sind die Eier schon abgekühlt. Die Abfahrt nach Dogomet verzögert sich auch, da der zweite Jeep (ein Pajero) erst gegen 11.00 h kommt. Dreiviertel Stunde warten wir jetzt schon in der Hitze, haben Sitzpositionen im bereitstehenden Landrover ausprobiert, auch im „Kofferraum“. Mittlerweile ist auch das Visitenteam wieder zurückgekehrt, obwohl wir sie im Auto abholen wollten. Das Warten wurde ihnen aber auch zu lange. Nach knapp einer halben Stunde Autofahrt, vorbei an ausgedehnten Termitenfeldern, Baobabs, viel Landschaft, nähern wir uns dem Städtchen. Das merkt man auch an der Zunahme des Fußgänger- und Moto-Verkehrs. Alle wollen zum Markt, tragen ihre Lasten, die sie verkaufen wollen, Kinder, Karren, Kühe, in der Hand, auf dem Kopf oder auf dem Rad. Natürlich kommen auch einige schwerbepackte Kombis vorbei, von weiter her. Sobald es mit dem Marktgeschehen an der Straße losgeht, halten wir und parken unser Fahrzeug. Kadiatou gibt uns noch einmal Sicherheitshinweise, als auch das zweite Auto angekommen ist. Man muss immer beim Hintereinanderfahren genügend Abstand halten, da sonst alles in einer roten Staubwolke verschwindet. Das erschwert dem Fahrer nicht nur die Sicht, sondern allen Insassen auch das Atmen. Jetzt heißt es zusammenzubleiben, den Rucksack bäuchlings zu tragen, aufzupassen. Angelika hat heute ihre Prothesen an und wird von Ibrahim im Rollstuhl geschoben. Bei dem Marktgedränge ist das die einzige Möglichkeit, unbeschadet durchzukommen.
Die ganze kleine Stadt ist ein einziger riesiger Markt, hunderte Stände mit Salz, Schoten, Palmöl, Piment, Gemahlenes für Füße und Körper, Handys und Schüsseln aus Plastik und Blech, Tonnen. Wir halten uns lange an einem Tuchstand auf. Hier wird einiges an Stoff erstanden. Nebenan ist der Apothekenstand. Pharmazeutische Billigprodukte ohne Rezept. Einer läuft mit einem Modellkasten für Zähne rum (aus Shanghai). Es gibt Essensstände mit Hühnchenspießen, Beignets, Getränke. Es gibt eine überdachte kleine Markthalle mit Obst und Gemüse. Es folgt eine kleine Gasse, wo die Schüsseln und Schöpflöffel aus Kalebassen angeboten werden. Hier schlage ich richtig zu. Drei Schüsseln (die größte schafft es nicht bis FFM), zwei Löffel. An einem Ende einer Straße liegt der Viehmarkt, große LKW’s haben die Rinder geliefert, andere sind einzeln kilometerweit von ihren Besitzern zu Fuß gebracht worden. Gleich nebenan ist eine „Lavage Moto“. Die chinesischen Motorräder werden mit Schaumwasser blitzeblank geputzt (für kurze Zeit). In diesem Straßenabschnitt gibt es dann auch Autoteile, Reifen. Die Sonne brennt brutal. Ich hatte mich zwar mit Sonnenmilch geschützt, aber mein Nacken ist rot. Trotzdem entscheiden sich 6-7 von uns zurückzulaufen. Ich kaufe noch schnell zum Abschluss Piment, werde von Kadiatou und Simone begleitet, die mich von einem Stand wegziehen, weil die Verkäuferin zu unflexibel in der Verpackung und das Piment zu teuer ist. Der nächste Stand bietet dafür auch schönere Pimentschoten. Ich kaufe eine ganze Schüssel, zahle 2000 GFR. Simone will mir dies alles zuhause zurecht machen und nimmt die Tüte an sich. Mal sehen, was sie meinte. Ich habe es nicht genau verstanden. Simone ist als eine der wenigen Christin, worauf ihr Name schon hinweist (90% Muslime). Wir gehen los. 10 km liegen vor uns. Das „leere“ Auto mit Simone und Ibrahim hält sich immer kurz hinter uns. Ibrahim steigt irgendwann auch aus und begleitet uns zu Fuß. Er will uns nicht allein gehen lassen. Er hat allerdings auch mindestens ein Auge auf Julia geworfen. Julia hat bewunderswerterweise keine Probleme damit, den ganzen Tag mit einem Hotpants und Trägeroberteil rumzulaufen…Der andere Wagen ist schon vorgefahren. Unterwegs treffen wir eine Gruppe von 6-7 Jungs in blauen und violetten Gewändern. Ibrahim erklärt mir, das seien Frisch-Beschnittene, die zusammen feiern. Buschlager für Initianten gibt es hier in dieser Region wohl nicht (mehr?). Die Zirkumzision findet angeblich in der Gesundheitsstation statt und wird von einem „Arzt“ durchgeführt. Es sind wohl eher traditionelle Beschneider. Gegen Ende der Strecke kommt uns James mit einem Kinderschwarm entgegengejoggt. Tapfer, bei der Hitze. Dann kehrt er um und ist sicher bald wieder zuhause. Es wird ihm gefallen, vor dem Ansturm noch duschen zu können.
TAGEBUCH-PROTOKOLL 27.01.2017 – 18.02.2017 (6)
6.2. Montag. Gleich vorneweg: Heute habe ich Simones Bruder operiert, Lipom am Nacken. Im OP habe ich heute morgen auch erschrocken bemerkt, dass ich Geld in meiner Hose gelassen habe, die ich am Vorabend in den Wäschekorb gelegt habe. Über Bailo wurde Didi nach oben geschickt um die Verlustmeldung weiterzugeben. Ich habe zwar von Didi nicht erfahren, ob es geklappt hat. Abends hat sich die Sache aber aufgeklärt. Von einer Küchenfrau erhielt ich das Geld und einen Zettel, auf dem stand: Im „Pantalon Kaki“ wurden in der „poche“ 226.000 GFR gefunden und in einer grünen Hose 2 €. Der OP-Tag nach dem freien Sonntag war durchwachsen. Mein Programm: Thierno Yaya Barry 10 J., Skrotalhernie; Hatota Diallo Lipom Nacken (s.o.); Aly Doumbaya Riesenskrotalhernie. Zwischendurch schicke ich Ben, meinem Arabischlehrer in Dietzenbach, mein Bild vom gestrigen Markt, wo ein Junge mir eine arabische Schrifttafel zeigte und ich versuchte sie vorzulesen. Gemeinsam schafften wir den Text einer Sure. Ben antwortete tags drauf, freute sich riesig und übermittelte sogar Sprachnachrichten. Es handelte sich um eine alte Kufi-Schrift. In der Sprechstunde erfolgt zunächst die Nachschau der proktologischen Patienten: erstaunlich unkomplizierte Verläufe, Schmerzen in Grenzen, Nachbehandlung eher durch zu wenig Wasseraufnahme erschwert. Dann kam eine relativ junge Frau mit einem monströsen Tumor am Rücken/Flanke, links oberhalb des Beckenkammes fand sich ein Fußball-großer exulzerierter Tumor, nekrotisierend, fibrinbelegt, nässend und stinkend, Maden bewegten sich über die höckerige Oberfläche. Eine von cranial in die durch den Tumor durchbrochene Haut mündende Narbe deutete auf ein Rezidiv hin, Voroperation sei angeblich vor 5 Monaten gewesen, Fotos waren vor zwei Wochen in einer anderen Sozial-Station (Krankenhaus?) angefertigt worden. Da war der Tumor noch deutlich kleiner. Aufgrund des gut 10×10 cm großen Hautdefektes und der auch unter der intakten Haut sich vorwölbende Tumor, der fixiert auf der Muskulatur nicht verschieblich war, aufgrund auch der Blutungsgefahr entschließen wir uns, nicht zu operieren. Ein Abtragen im Hautniveau würde der Patientin zwar eine kurzfristige Gewichtserleichterung einbringen (wenn eine drohende Blutung beherrscht werden kann), aber ein weiteres explosives Wachstum wäre wohl die Folge. Ein weiteres Beispiel für das medizinische und dadurch menschliche Gruselkabinett! In der Kindersprechstunde kommen noch ein paar Jungs mit Leistenbrüchen (alles offene Processus vag. testis). Ein Junge hat angeblich Analprobleme. Schon sein Alter zu erfragen, brachte Probleme. Der Vater sagte, sein Sohn sei 14 Jahre, was uns aber nicht nachvollziehbar war. Nach genauerem Hinterfragen einigt man sich dann auf 8-10 Jahre. Wir erleben ein weiteres Beispiel dafür, dass viele Menschen hier kein wirkliches Zeitgefühl haben. Jedenfalls nicht so, wie wir es gewohnt sind, an einem Chronometer orientiert. Schon am Vortag die Verabredung zu Abfahrt auf den Markt um 10.30 h konnte eigentlich nicht funktionieren, da die Menschen keine (uhr-) zeitliche Orientierung haben. Die Orientierung erfolgt am Sonnenstand, am Mondverlauf, an den Vegetationszyklen, am Ruf des Muezzins. Die große Leistenhernien-Operation heute mit dem Hodensack bis zum Knie habe ich mit Unterstützung von Karl gemacht. Der „Stage“ aus Conakry (Ablay Taran Diallo) hat auch geholfen. Es dauerte eine lange Zeit, bis der gesamte Dünndarm wieder in die Bauchhöhle vorsichtig reponiert war. Karl musste dann auch abtreten und seine vaginale HE in Saal 2 operieren. James half weiter, zum Glück. Ablay Taran alleine ist, obwohl er schon eine ärztlich-chirurgische Ausbildung hat, mit der Assistenz in erster Hand noch überfordert.
Zur Begrüßung in unserer Unterkunft gab heute es kleine Küchlein, auch Ölgebackenes, aber nicht so fettig und süß wie die Beignets. Außerdem wurden uns unabhängig voneinander von dankbaren Patienten zwei lebende Hühner gebracht. Eines ist zumindest von einer Gehbehinderten, die von einem ausrangierten Rollstuhl von Geli profitierte. Das andere Huhn kam von einem Nachbarn, der sich dafür bedankte, dass Patienten postoperativ bei ihm untergebracht waren. Es ist ganz natürlich und normal, dass Patienten, die nach der Operation nicht mehr länger im Patientenhaus untergebracht sein müssen, im Dorf, bei Dorfbewohnern untergebracht werden. Viele haben eine weite Reise z.B. auf dem Motorrad nach Hause vor sich und können noch nicht, z.B. drei Tage nach einer Hämorrhoiden-Operation, diese Strapazen auf sich nehmen. Die Betten im Patientenhaus waren bei der hohen OP-Frequenz rar geworden. Es kam deswegen auch vor, dass weitere Matratzen eingeschoben wurden oder in einem Bett zwei Patienten lagen. Häufig waren auch noch Angehörige mitgekommen, die für die Verpflegung sorgten, oder Kinder mit Eltern. Es gelang nicht immer, die Patienten geschlechtsgetrennt unterzubringen. Nach der heutigen Abendvisite war für mich der Begrüßungs-GinTonic ein Geschenk des Himmels. Wir saßen dann wieder bis 1 Uhr auf der Terrasse (ich mit Andreas und Tina). Apropos Himmel: Der Nachthimmel ist afrikanisch genial. Es war ja auch Vollmond. Dann kann man sich wirklich ohne Taschenlampe gut orientieren. Müdigkeit und gesunkene Temperaturen beendeten den Abend in der netten Runde. Die Geschichten von Andreas über Koolo Hinde, Guinea, Immenstadt, sein Haus& Garten, seine Kinder nehmen kein Ende…
7.2. Dienstag. Bergfest!!! Noch 6 OP-Tage vor uns, schon 6 OP-Tage hinter uns. Sonst fällt mir jetzt, um 8 h vor dem Frühstück nicht Schreibenswertes ein! – Dafür gibt es jetzt vor dem Abendessen umso mehr! Simone brachte mir das als pulverisiertes Gewürz und als Paste zubereitete Piment vom Grande Marché (schärfer geht’s nimmer). Wir waren nach der Arbeit gerade mit einer Gruppe und Bailo durch das Dorf gegangen, an der Moschee vorbei (die einen eigenen Brunnen und ein Solarpaneel hat), haben an einer Wohnhütte angehalten (man gab uns die schönen Arachides – Erdnüsse – und lud uns ein, die Hütte zu besichtigen, s.u.), gingen über einen kleinen Bach, an dem gewaschen wird, und weiter ins Tal an Feldern vorbei zu einer größeren Wasserstelle, die von einem frischen Bachlauf gespeist wurde, der in Kaskaden einen Abhang hinunterfloss. Hier war ein natürlicher See entstanden, in den die uns begleitende Kinderschar sich kopfüber reinstürzte. Wir verweilten ein wenig und Bailo war stolz auf die Schönheit seiner Heimat. Schon am Vortag schwärmte er von seiner glücklichen Kindheit, die er zwar nicht hier verbracht hatte, sondern in Leissa (?). Er ist auch nicht in Koolo Hinde geboren. Aber sein Vater kommt hierher, also ist es seine Heimat (die Regel in Guinea). Die Umgebung der besuchten Hütte war unglaublich sauber angelegt und gepflegt. Um die Rundhütte herum (doppelwandige Lehmwände mit Strohdach) war mit einzelnen Steinen oder Baumstämmen ein kleines Areal abgegrenzt, „eingezäunt“, welches augenscheinlich zu Hütte gehörte. Die Erde war in diesem Bezirk blitzeblank gekehrt. Der Mann lud uns auf die Frage von Julia in die Hütte ein. Zwischen beiden Lehmrundmauern war ein 50-80 cm breiter, „klimatisierter“ Zwischenraum, der als Speicherraum fungierte. Im kreisrunden Innenraum stand auf der einen Seite ein großes Bett und auf der Gegenseite war das Halbrund ausgefüllt mit vielen bunten, bis zur Decke gestapelten Töpfen. Auf der Gegenseite vom Eingang ging es durch eine weitere „Tür“ wieder nach draußen auf ein Fleckchen Erde, welches viereckig mit einem Zaun aus Reisig eingezäunt war und in dem ein kleines Gärtchen angelegt war. Zur Hüttenanlage gehörte noch ein etwas abgelegenes „Toiletten“-Hüttchen. Manche hatten auch noch einen käfigartigen Hühnerstall. Auf dem kleinen sauberen Platz vor der Hütte war die Feuerstelle. Die Feuerstellen waren meist in Dauerbetrieb. Von der Seite werden dickere Äste/Stämme immer soweit vorgeschoben, dass die Glut erhalten blieb, bzw. das Feuer lodern konnte.
Der vorangegangene Arbeitstag war bei sehr heißen Temperaturen anstrengend. Meine OP’s: Aissatou Bah 10 J., großes Thoraxlipom; Mariana Barry Sekundärnaht nach Halszyste; Onuar Diallo 25 J., Hämorrhoiden-OP; Thierno Rami Barry 42 J., Rezid. Epigastrische Hernie. Nach Frühstück und Morgenvisite kommt man mit den OP’s immer genau in die Mittagshitze. Da alle OP’s von Leistenhernien und Strumas, auch von Lipomen oder anderen Tumoren in der Regel wesentlich ausgedehnter als bei uns gewöhnlich sind, kosten sie richtig Kraft und Konzentration. Die schlechten Lichtverhältnisse und die nicht immer optimale Assistenz treiben dann auch noch den Stressfaktor in die Höhe. Aber die Herzlichkeit der Menschen (Patienten und Personal) belohnen auf der anderen Seite die Mühen. Ein schönes Beispiel für die große Dankbarkeit: Heute abend bringt eine Delegation der dörflichen Frauenvertretung zwei große Schüsseln Erdnüsse, mit denen sie sich ganz offiziell für die Arbeit von MANGO bedanken. Eigentlich wundere ich mich auch, wie wenig mir im Endeffekt die eigene „Arbeit“ ausmacht, obwohl ich doch seit fast drei Jahren nicht mehr in dieser Intensität der chirurgischen Tätigkeit nachgehe.
TAGEBUCH-PROTOKOLL 27.01.2017 – 18.02.2017 (7)
8.2. Mittwoch. Wie schön ist es, immer wieder mit Whatsapp u.ä. Kontakt mit zuhause zuhaben, telefonieren zu können. Meine einheimische Sim-Karte ist mit 100.000 GFR aufgeladen und scheint grenzenloses Guthaben bereitzustellen. Heute haben David in London und Harald in Rödermark Geburtstag. Meine Whatsapp-Grüße werden offensichtlich registriert. David wird/würde gut 50 Tage zu Fuß und 2 Stunden auf dem Schiff unterwegs sein von London nach Koolo Hinde. Seine gesendete Karte weist 6300 km auf. Harald will unbedingt mehr Bilder und staunt über den Einsatz. Heute ist wieder ein arbeitsreicher Tag. Zunächst wieder meine OP’s: Thierno Sadou Barry 8 J., Skrotalhernie; Mamadou Saidu Sow 55 J., Hemithyriektomie; Ibrahima Diallo 50 J., Leistenhernie (Progrip); Daouda Sidibé 63 J., große Skrotalhernie; Kerno Ibrahima Diallo III.° Hämorrhoiden. Die Sprechstunde fand wieder im „Poste“ statt und die Helfer haben es heute tatsächlich so organisiert, wie Bailo es ihnen vorgegeben hat: Die OP-Aspiranten warten vor dem Gebäude, an dessen Ende der sonst immer verstopften Fluren eine Tür nach draußen war. Durch die eine Tür müssen die Patienten einzeln eintreten. Dabei passieren sie eine den Eingang versperrende Bank. Nach der Konsultation verlassen sie über die gegenüberliegende Tür das Gebäude. Sie erhalten als Ergebnis der Untersuchung eine kleine Karte, mit der sie sich im OP-Falle wieder ausweisen müssen. Oder sie kommen mit dieser Karte im nächsten Jahr wieder. Im OP-Falle wird auch eine DIN A5-Karteikarte angelegt, auf der ihr Name, Alter, Geschlecht, Diagnose, Befund, OP-Tag und Ergebnis der anästhesiologischen Untersuchung (Gewicht, Temp., Kardio-pulmonaler Befund) vermerkt werden. Die Schleusenregelung entspannt für uns, aber auch für die drängenden und vordrängenden Patienten die Lage. Eine Sache läuft aber immer noch nicht so, wie Bailo es will: Es kommen zu viele alte Männer (> 50 Jahre) und auch zu viele aus einem bestimmten Dorf. Die Helfer selektieren offensichtlich zu subjektiv (erfolgt Nachhilfe?). Die gesellschaftliche Moral und die Dorfhierarchie gebietet zwar entsprechenden Respekt vor den alten, den älteren Männern; sie haben Vortritt! Bailo will aber besonders Kinder und junge Menschen operiert wissen. „Das ist die Zukunft Guineas“ sagt er immer wieder. Aber heute bemerkt er auch, dass er mit dieser Einstellung schon zu deutsch ist. Die Namen der Patienten sind häufig ähnlich. Wenn vor dem Namen ein ElH steht, heißt das El Hatsch, d.h. der Betreffende war in Mekka und genießt von daher noch besonderen Respekt. Nach Abschluss gehen wir zur Brunnenanlage. Wir kommen zunächst an der alten, staatlich subventionierten Brunnenanlage vorbei, die schon Jahre nicht mehr funktioniert. Ein paar Schritte weiter kommen wir an ein Zaungatter, hinter dem abgeschlossen die solarbetriebene, von MANGO errichtete Brunnen-Pumpanlage liegt. Diese versorgt neben dem OP-Trakt auch noch die Schule. Bailo weiß viele Geschichten über die Schwierigkeiten des Baus, der Instandhaltung und Reparatur zu erzählen. Ab heute wird schon die Rückfahrt organisiert. Das ist auch dringend notwendig, wenn man sich die Erlebnisse unserer Anreise vergegenwärtigt.
9.2. Donnerstag. Nachtruhe ausgedehnt bis 7.15 h, halbwach, dann Badlücke errochen. Wie ich telefonisch heute nachmittag Jutta mitgeteilt habe, freue ich mich besonders auf ein Glas Rotwein und eine richtige Dusche. Heute hatten viele Menschen zuhause Geburtstag, allen habe ich Nachrichten mit Bildern von hier gesandt. Eine SMS an Regine Ritter – ob diese durchgeht, weiß ich allerdings nicht. Die Morgenvisite hat James übernommen, da ich die Abendvisite gemacht habe. Dadurch konnte ich mit meinen Kinder-OP’s früher anfangen (wenn die Anästhesie einen Venenzugang gefunden hätte, wäre der Plan auch aufgegangen!). Dann sah mein Programm folgendermaßen aus: Oularou Saiyon 6 J., Leistenhernie; Mamadou Oury Diallo 2 J., Leistenhernie; Mamadou Salion Condé 7 J., Leistenhernie und Hydrocele; Ibrahima Sow 62 J., Leistenhernie und epigastrische Hernie. Dann stand noch eine Riesenstruma auf dem Programm, die allerdings erhöhte Temperaturen entwickelte. Deswegen wurde erneut die Indikation diskutiert. Bei erneuter Untersuchung der Patientin stellte sich heraus, dass die über der vermeintlichen Struma prall gespannte Haut infiziert war, ad perforationem eines Abszesses! Dadurch entschlossen wir uns, zunächst den Abszess zu eröffnen und die Strumasanierung später vorzunehmen. Bei der dann durch James vorgenommenen Operation stellte sich jedoch heraus, dass diese gesamte Pseudo-Struma von praeaurikulär über beide Claviculae und das obere Sternum einnehmend eine einzige Abszesshöhle bildete. Uiii! Ein weiterer Fall für unser Gruselkabinett war vor der OP-Trakt ein Mann mittleren Alters, der sich im Sitzen fortbewegte und beide Unterschenkel afrikanisch verbunden hatte. Wir nehmen uns heute seiner an und baden die teilweise abgelederten Unterschenkel, entfernen Schmutz, Hautblasengewebe, Nekrosen. Schaumplatten werden aufgelegt und der Patient in die Station aufgenommen. In der Verbandssprechstunde erfolgte dann noch die Nachschau zweier Hämorrhoiden-Patienten, die entlassen werden konnten. Die Visiten am Morgen und am Abend bestehen zum größten Teil aus Schmerzabfrage: „No musade?“, „Tut’s weh?“, Eva hat dann immer die passende Medikation, gibt auch schon mal Vomex i.v. oder Schmerzmittel auch an die Patienten, die gar keine Schmerzen haben. Zumindest sagen sie das und Eva meint dann doch, sie müssten ja Schmerzen haben. Bailo lässt auch gerne noch Schmerzmittel an die Angehörigen geben, die ebenfalls über Schmerzen klagen.
Nach der Arbeit gehen wir wieder beim Schneider vorbei, der seinen Großauftrag von Handytaschen, Blusen, Röcken und Umhängetaschen fleißig bearbeitet. Natürlich sind wieder viele Kinder mit reingekommen. So mache ich fleißig Fotos, da ich selbst für den Couturier keinen Auftrag habe. Meinen auf dem Großen Markt in Dogomet erstandenen Stoff (120×530 cm aus Sierra Leone) werde ich unbearbeitet in die heimatliche Schneiderwerkstatt mitnehmen. Die Werkstatt des Schneiders ist auch in einem Teil eines festen Stein-„Hauses der Jugend“ untergebracht, welches ebenso mit Strom aus Sonnenpaneelen versorgt wird. So kann er Tag und Nacht arbeiten. Wenn wir wieder weg sind, kann er dann mit den Einnahmen drei Monate auf die Insel ;-)).
TAGEBUCH-PROTOKOLL 27.01.2017 – 18.02.2017 (8)
10.2. Freitag. Ach, was hat das Bier jetzt gut getan!! In der Unterkunft, nach einem arbeitsamen Tag. Es ist heute eher schwül, diesig, bewölkt und sehr heiß. Und jetzt noch die „Dusche“, sehr erfrischend, ich könnte mich jetzt auch hinlegen und ruhen. Ich habe gerade Thomas Rieder eine Telegram-Nachricht mit Foto geschickt. Ein Bild von einer afrikanisch versorgten Radiusfraktur einer älteren Dame, die sie uns auf der Straße zeigte. Die Schienung bestand aus knapp 20 cm-langen flachen Ästen, bzw. zugeschnittenen Palmblattkernen, welche über ein auf der Haut liegendes Tuch längs mit einer Schnur verbunden waren, sodass über die ganze Strecke des Unterarmes ein zirkulär fixierender Verband resultierte, allerdings unter Vermeidung einer Ruhigstellung der benachbarten Gelenke. Endlich ein orthopädisch-unfallchirurgischer Fall, der zumindest als Anschauungsmaterial dienen konnte, und damit Thomas der richtige Adressat war! Heute gab es ansonsten zuhause keine Geburtstage, derer ich gedenken müsste. Der Tag begann wieder früh. Ich habe mich sofort nach dem Wachwerden um 6.56 h ins freie Bad begeben und fertiggemacht. So ist das Aufstehen doch etwas angenehmer, als sich im Halbschlaf noch ständig rumzudrehen. Zum Frühstück gab es dann wieder Omeletts. Die Köchinnen haben ein Gespür für unsere Vorlieben! Zur Frühvisite bin ich auch wieder mitgegangen. Es verzögerte sich im OP, bis wir beginnen konnten. Die Visiten erscheinen zeitweise wie eine Qual. Nicht nur die Tatsache, dass viele „Zimmer“, Räume überbelegt sind, die Fenster(-läden) sind meistens verschlossen. Es ist dunkel, stickig bis stinkend, auch die Schmerzabfrage „No musade?“ nervt mittlerweile. Dann hält Bailo zwischendurch Konversationen, die kein Mensch (keiner des visitierenden Medizinpersonals) versteht. Wichtig? Unwichtig? Relevant für die Visite? Dem 10-jährigen Mädchen mit der großen Thoraxwandlipom geht es zwar nicht schlecht, aber es bewahrheitet sich ein Wundabszess. Wir revidieren es noch vormittags. Sonst hatten wir noch keine größeren Komplikationen, bis auf ein Sekundärheilung einer Leiste. Das unterscheidet uns von Team 1, von denen wir auch jetzt noch zahlreiche Sekundärheilungen nebenher stationär und ambulant versorgen. Das wird natürlich auch ein Problem, wenn wir am Dienstag abreisen. Einige können sicher noch in der Station weiterbehandelt werden von Camano und dem Augenpfleger aus Dabola. Andere aber müssen nach Hause, ziehen das wahrscheinlich einer „Weiterbehandlung“ vor Ort vor (für die sie evtl. noch Geld zustecken müssten). Dem Patienten vom Vortag mit den Unterschenkelnekrosen haben wir heute eine linksseitige Oberschenkelamputation vorgeschlagen. Er ist aber nicht einverstanden und hofft auf konservative Besserung. Mein OP-Programm heute: Saidou Omar Bah 4 J., Skrotalhernie; Aissatou Bah 10 J., Revision Thoraxlipom; Mamadou Dona Diallo 60 J., Skrotalhernie; ElH Mustafa Bah 77 J., Leistenhernie (Progrip); Dourou Bobo Barry 55 J., Skrotalhernie; Mamadou Diuldu Diallo 53 J., Leistenhernie. Die Jahresangaben ihres Alters sind häufig nur geschätzt. Diese Patienten sind nirgendwo richtig registriert. Oder wieder: das Zeitgefühl ist ein anderes! In der Sprechstunde bei unserem Gynäkologen Karl war heute eine junge schwangere Frau, die mit offiziellem Brief von der Sozialabteilung der Distriktverwaltung geschickt wurde. Zum Ultraschall. Karl stellte einen seit mindestens 6 Wochen toten Fötus fest und leitete die Wehen medikamentös ein. Mal sehen, wann es kommt.
11.2. Es ist bereits 0.37 h, also bereits Samstag. Ich war mit Angelika am Terrassenrand bei Vollmond noch ins Schwatzen gekommen: Guinea, Koolo Hinde, die Menschen hier, die Widersprüche im Land, die Korruption, die Widersprüche zu „unserer“ Welt. Am Montag, am Aufräumtag, wollen wir noch die Schule des Ortes besuchen. Die Schule hat auch ein Sonnenpaneel von MANGO; auch zwei Lehrer wurden von MANGO eingestellt. Aber z.Z. streiken die Lehrer in Guinea, weil sie wohl ihr Gehalt nicht bekommen. Dabei ist die Bildung hier in Guinea so dringend nötig, dass alles andere zurückstehen könnte. Ich bin gespannt auf den Besuch. Der Samstag war wieder ein arbeitsreicher Tag, 35° C. Man hat den Eindruck, dass es langsam wieder heißer wird. Die Regenzeit beginnt im Mai. Die Mangobäume, die jetzt so schön blühen, tragen ab April reife Früchte. Bailo sagt, dass dann von den reifen Früchten die Äste der Bäume soweit auf den Weg runterhängen, dass man nicht mehr drunter herlaufen kann. Heute hat Simone uns gezeigt, wie man Ingwersaft herstellt. Der Ingwer wird dazu im Mörser feingestampft/gerieben und ins Wasser gegeben. Dazu kommt eingeweichte Tamarine, die auch als Konzentrat dazugegeben wird. Die Zuckerzugabe war reichlich. Und dann kommen noch Zitrone und evtl. Ananas hinzu. Jeden Tag hatten wir mindestens zwei 1½ l-Flaschen auf dem Tisch stehen. Im OP war einiges los. Der Mann mit den Unterschenkelnekrosen wollte sich jetzt doch amputieren lassen. Wir mussten die OP aber auf den Sonntag verschieben, da das OP-Programm heute zu vollgepackt war. Zum Ende hin drängt es sich dann immer. Meine OP’s: Ibrahim Bah 2 J., Skrotalhernie (Bruchinhalt Appendix); Abdullaye Baldé 38 J., große Struma, Abdullaye Diallo 38 J., zwei große Lipome; Dann noch in Narkose/Sedierung Wundspülungen bei zwei Kindern: Mariama und Aissatou. Die Struma konnte ich mit Karl in erster Assistenz machen. Es ist nicht einfach für einen Gynäkologen, etwas komplexere chirurgische Eingriffe zu assistieren, wenn man es nicht gewöhnt ist. Karl musste zudem am Vorabend mit einem OP-Trupp runter, weil die junge Frau mit dem toten Fötus wohl erfolgreich Wehen hatte. D.h. als der Trupp ankam, war das tote Kind schon geboren und von den Angehörigen „entsorgt“. Auch eine Kürettage war nicht mehr nötig, da die Placenta komplett abgegangen war. Ich sah die Patientin heute bei der Visite. Sie machte keinen geknickten Eindruck. Wahrscheinlich hatte sie schon länger gefühlt, dass ihr Kind sich seit sechs Wochen nicht mehr bewegte. Allgemein haben die Menschen hier ein anderes Verhältnis zum Tod. Nach den Erzählungen von Geli war früher schon einmal ein Kind an den Komplikationen einer Operation verstorben. Die Eltern nahmen ihr Kind danach tot entgegen und bedankten sich noch zum Abschied.
Nach Schilderung von Andreas sind wir jetzt sozusagen die dritte Generation von OP-Teams. Alimou Barry mit seinen Leuten hat das Projekt inauguriert. Damals wurde noch alles in örtlicher Betäubung, ohne Narkose operiert, bis sie anfingen, mit Anästhesisten Spinalanästhesie zu machen. Mit der zweiten Generation (hier zentral eine Bitburger Gruppe) kam auch die Möglichkeit, routinemäßig Narkose-Operationen durchzuführen. Dann kam die Höchster Truppe hinzu und Andreas, der nach Immenstadt wechselte, brachte eine Truppe von dort mit. Dazu gehörte ein Anästhesist Matusch (?), der „aus jedem Blatt und Wässerchen eine Narkose zauberte“. Dann auch der Proktologe Leder, der sich sogar in die Operationslehre von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten reinarbeitete. Geli schlug vor, in Stichworten Verbesserungsvorschläge zu notieren. Wo sind heute die spielenden Kinder?
TAGEBUCH-PROTOKOLL 27.01.2017 – 18.02.2017 (9)
12.2. Sonntag. Vor dem Frühstück auf der Terrasse der erste Kaffeetopf, die frischen Beignets. Das ist richtig zur Gewohnheit geworden! Schöner Tagesbeginn. Draußen läuft ein Kind und zieht an einer Schnur eine Flasche hinter sich her. Das erste Spielzeug, was ich sah, hatte ein Junge unter den vielen uns immer wieder folgenden: Eine Blechscheibe, ein Dosendeckel mit zentralem Loch, über das nach beiden Seiten eine verzwirbelte Schnur gespannt war. Beim Ziehen an deren beiden Enden drehte sich die Scheibe glitzernd in der Sonne. Bei uns würde man eine CD dafür nehmen. Bzw. das ökologisch-korrekte Holzspielzeuggeschäft würde eine CE-geprüfte Holzscheibe mit Naturkordel und giftstofffreier entfasernden Lackierung anbieten, natürlich erst für Kinder ab dem 4. Lebensjahr. Was machen die Kinder hier in einem afrikanischen 100-Seelen-Dorf, 360 km weit entfernt von der Hauptstadt, der einzigen wirklichen großen Stadt mit Verbindung zur übrigen Welt, wie mir scheint. Einige Male haben wir Jungs Fußballspielen gesehen, auf dem Bolzplatz gegenüber der Station. Heute nachmittag auch wieder. Es ist ein vielleicht 30 x 15 m großer staubiger Platz, an dessen Frontseiten zwei kleine, verrostete Bolztore stehen, wie wir sie auch von zuhause kennen. Huch, ich muss aus meinen Schuhen und Strümpfen raus! Bin doch wieder sehr geschwitzt. Bin auch der einzige, der immer diese knöchelhohen (empfohlenen), schönen Lederschuhe trägt und (auch empfohlen) langärmelige T-Shirts. Alle anderen laufen in Sandalen, Flipflops und kurzen T-Shirts rum. Allerdings schwitzen sie im Endeffekt ebenso. Jetzt kam aber noch der heutige Empfang in unserer Unterkunft hinzu. Die Schnitzverkäufer, die sich heute morgen und auch gestern abend bereits noch etwas weiter entfernt aufgebaut hatten, breiteten sich jetzt mit ihren Schnitz- und Malwerken unmittelbar vor unserer Terrasse aus. Drei Händler boten unterschiedliche Objekte an, die sie teilweise auf Tüchern auslegten. Julia hatte bereits eine kleine Nimba gekauft, erhandelt. Diese Nimba vertreibt angeblich böse Geister. Die wahre Geschichte ist etwas komplexer. Es ist eigentlich eine für Guinea und die Ethnie Baga typische Schultermaske. Sie wird hauptsächlich zu Ritefeiern bei der Aussaat und Ernte getragen. Die Träger sind dann vollständig unter einem großen Behang aus Pflanzenfasern und Stoff verborgen. Julia gibt mir eine Anleitung zum Verhandeln. Ich interessiere mich zunächst für ein schönes Nackenbänkchen, ein auf dem Rücken liegender Mann, der mit Knien und Händen die Sitz-, bzw. Ablagefläche trägt: Ich handele den Preis von 350.000 auf 200.000 GFR runter, was etwa 20 € bedeutet. Eine Miniatur- oder Klein-Maske und eine Handfigur, die nach Angaben des Händlers zu Tänzen bei „Tauf“-Festen und Initiationsriten verwendet werden, erhalte ich gleich für 140.000 GFR dazu. Jetzt ist Schluss! Noch ein Foto! Aus. Unser letzter Operationstag endete mit der Oberschenkelamputation des Diamantenschürfers. Er hatte nämlich erzählt, dass er zum Diamantenschürfen im Malinke-Gebiet war und dass die Unterschenkelgeschwüre von Schlangenbissen herrührten. So gesagt, so geschehen. Ich assistierte die Operation James. Die Gangrän reichte bereits bis über das Kniegelenk. Weiter hatte ich noch: Asmadou Camara 18 J., epigastrische Hernie; Kadiatou Barry Riesenlipom Oberarm und Schenkelhernie; Amjudo Bah 50 J., Lipome beide Oberarme und Hüfte. Die Patientin mit der Schenkelhernie lief zunächst unter „zweites Lipom in der Leiste“ und überraschte uns bei erneutem Nachschauen, dass sich der Inhalt rege bewegte, eine Darmperistaltik aufwies. Die Operation war entsprechend ausgedehnt und kompliziert. Und auch das Lipom an ihrem Oberarm war kindskopfgroß und brachte mit der auch notwendigen Hautplastik eine kleine Herausforderung für den letzten Operationstag. Gegen Ende des Programms begann die Truppe bereits mit Aufräumarbeiten, Vorarbeiten für den folgenden Tag.
Das „Duschen“ nach der Arbeit war wieder ein Genuss. Dann tranken wir noch das letzte Bier, mit Karl und James. Der Hit am Abend war dann das Tam-tam. Jemand, ich nehme an von MANGO, evtl. Bailo, hat eine Musikergruppe engagiert, die vor dem Tor des „MANGO-Geländes“ aufspielte. Man hatte den Eindruck, das ganze Dorf ist anwesend, Kinder, Jugendliche, Frauen, ein paar Männer. Die Musikergruppe bestand aus einem Koraspieler, der Bandleader und Sänger war, einem Elektrogitarrenspieler und einem Schlagzeuger. Nur das Instrument Kora war ein traditionelles Instrument. Die Musik, Afro-Rock?, wurde über einen großen Lautsprecher in die friedliche Nacht gedröhnt. Neben dem Lautsprecher auf der Mauer war noch ein lichtspendender Strahler befestigt, drumherum saßen neugierige Jungs. Und auf dem staubigen Platz ging richtig die Post ab. Hauptsache laut, Hauptsache Rhythmus, gelegentlich hörte man auch Melodien der Saiteninstrumente raus. Bei den letzten Abschiedsfesten spielten meistens volkstümlichere Instrumente wie Flöte, Trommeln etc. auf. Wir tanzten, bis uns der Staub und Lärm soweit benebelte, dass wir flüchten mussten. Die Kehle wurde stark durch Singen und Schreien und den Wahnsinnsstaub beansprucht und erhielt keinerlei Belohnung in flüssiger Form. Das Tanzen war auch nur freies Rumbewegen, könnte auch in einer Deutschen Disko gewesen sein. Besonders die Frauen, die für MANGO arbeiteten, tanzten und die Mangotruppe selbst. Trotzdem wurde der Platz immer enger, weil die Umstehenden, v.a. die Kinder, immer näher an das Geschehen heranrückten, bis sie von einem Mann mit Stock zurückgetrieben, geschlagen wurden. Die Kinder und Jugendlichen überforderten ihre Handys mit Fotos und Videos, nur um mit einem Weißen abgebildet zu sein. Das Selfie-Wesen nahm gigantische Ausmaße an. Ich zog mich zwischendurch mal nassgeschwitzt kurz in die Unterkunft zurück, um was zu trinken, für meinen Fotoapparat den geladenen Akku zu holen und ein frisches Hemd anzuziehen. Dazu musste ich von Geli den Schlüssel holen. Aber es gab nachher für die früher Gehenden Probleme mit dem Türöffnen, weil ich auch die zweite Tür verschlossen habe. Dafür gab es aber keinen Schlüssel!? Mea culpa!
13.2. Montag. Der letzte Tag in Koolo Hinde, die letzte Nacht! Heute war Aufräumtag. Das chirurgische Ärzteteam hat mit Bailo Verbandsprechstunde gemacht, was – wie immer am letzten Tag – sehr aufwendig war. Jeder noch nicht vollständig abgeschlossene Patientenfall musste eine Perspektive der Weiterbehandlung erhalten. Einige bleiben noch ein paar Tage im Patientenhaus unter der Obhut von Camano und dem Augenpfleger (der Nachtwache). Einige Patienten kommen aus Conakry, wo sie evtl. weiterbehandelt werden können. Ihnen allen zu erklären, was genau zu machen ist, worauf zu achten ist, wie die Medikamente einzunehmen sind, dauerte und kostete viel Geduld (besonders von uns Ärzten, die wir gewohnt sind, alles nur einmal zu sagen) und viel Geschick (von Bailo und Kadiatou, die in Französisch, Guineisch, also Malinke, Peul, Soussou mit Händen und Füßen die „banalsten“ Dinge erklären mussten). Und Camano stand stumm daneben wie so oft und rührte von sich aus keinen Finger. Er hatte eine alte Radiusfraktur mit Pseudarthrose und Ulnavorschub. Man hat bisher noch keine Form der Hilfe für ihn gefunden. Hoffentlich merkte er sich wenigstens ein paar Dinge für die Nachbehandlung der Patienten. Bailo geigte ihm einige Male die Meinung. Wir zogen teils auch die Blasenkatheter, für die belassenen SPF-Katheter mussten eine genaue Handlungsanweisung gegeben werden. Langsam gingen die Instrumente und Verbandsmaterialien zu Neige. Viele Patienten erhielten solches auch mit nach Hause. Während der ganzen Zeit räumten die übrigen unseres Trupps die Räume leer, putzten Regale, verpackten Apparate, Instrumente wurden gereinigt und geölt und eine komplette Inventur gemacht. Andreas ging mit Julia durch alle Räume und fotografierte und notierte alle notwendigen Reparaturen wie fehlende Wandkacheln, Wasserschäden an der Decke, fehlende Steckdosen und defekte Türschlösser. Ihre Arbeit ging dann im Lager weiter, wieder zusammen mit den Anästhesistinnen, was dazu führte, dass sie am Ende nicht nur völlig fertig waren (jeden Tag ist es zum Schluss deutlich heißer geworden), sondern auch von Kopf bis Fuß rot eingestaubt waren. Momentan sind deswegen auch die Bäder dauerbesetzt. Ich bin auch nassgeschwitzt und stelle mich ans Ende der Badwarteschleife. Heute sind auch alle restlichen bestellten Mitbringsel gekommen. Jeder zahlt 10 € und nimmt, was er bestellt hat. Erdnüsse, geröstet und ungeröstet, Erdnussbutter, Fonio (Hirse), Pimentpaste, Kinkilaya-Teeblätter. Zusammen mit den Eroberungen vom großen Markt vor einer Woche und den Kunstgegenständen der Schnitzer wird versucht, die für die Rückfahrt halbleeren Koffer und Taschen zu füllen. Es bleibt noch viel freier Platz übrig. Die Rückfahrt bietet aber auch noch Gelegenheiten, die Lücken zu füllen. Das Trennen der Klamotten für die drei Tage Strand will wohlüberlegt sein. Das Hauptgepäck wird bei Bailo in Conakry bleiben, der es am Abflugtag separat zum Airport bringt. Zwischendurch heute nachmittag haben wir die Schule besucht. Die beiden länglichen flachen Schulgebäude haben vor den Eingängen zu den Klassen- und Verwaltungsräumen noch einen Arkadengang. Sie sind dem OP-Zentrum unmittelbar benachbart. Zwischen den beiden Gebäuden ist ein großer Platz mit einzelnen Bäumen. Aber längst nicht genug, um dem Schulhof genügend Schatten zu spendieren. Neben den Klassenräumen ist auch das Direktionszimmer in den Gebäuden. Der Schuldirektor öffnet alle Klassenräume und wird begleitet von einem jungen Lehrer, der von MANGO eingestellt wurde (bezahlt wird). Es gibt 287 Schüler an dieser Schule und 5 Lehrer. Die 1. und die 2. Klasse sind zusammengelegt und umfassen ca. 80 Schüler. Diese werden wohl in zwei Fraktionen unterrichtet (vormittags/nachmittags). In den Klassenräumen gibt es Schulbänke und an der Frontseite eine die ganze Wand einnehmende Tafel. Vom letzten Unterricht steht dort noch einiges zu lesen: das ABC, die Nationalhymne, eine Geschichte in Französisch, der Anwesenheitsbestand der Schüler (anwesend, Soll, Mädchen, Jungen). Es gibt Kartenmaterial für den Erdkundeunterricht und auch auf die Wände sind hie und da Bilder gemalt, die einen Zahn oder das Innenleben des Körpers darstellen, verschiedene Tiere und Pflanzen.
Bailo fragt anschließend den Schuldirektor, der übrigens sein Cousin ist, was die Schule am dringendsten braucht. MANGO, bzw. die anwesenden Helfer, möchten eine Spende machen. Der Schuldirektor zählt für jede Klassenstufe genau auf, wie viele Bücher in jedem Fach fehlen. Wir kommen auf einen Fehlbestand von fast 200 Büchern, wovon jedes einzelne im Durchschnitt 35.000 GFR kostet. Zusammen müssten 600 € aufgewendet werden, um die Bücher zu besorgen. Die Gruppe erklärt sich bereit, das Geld zu spenden. Bailo nennt die Bedingungen: Die Bücher müssen bis abends besorgt und vorgelegt werden. Er will genau sehen, für was das Geld ausgegeben wird. Und tatsächlich: Am Abend kam das Auto mit Schuldirektor und Begleitung. Wahrscheinlich der Buchhändler aus Dabola. 4 oder 5 Kisten wurden angeschleppt. Bailo ließ auf unserer Terrasse alles auspacken und genau abzählen. Obwohl der Schuldirektor, Bailos Cousin, mittags noch genau wusste, welche Klasse wie viele Bücher brauchte, sind die Zahlen jetzt unterschiedlich. Das erste aber, was Bailo auffiel, war eine Kiste mit Büchern, auf denen vermerkt war „Interdit à louer ou vendre“. Wieso sollten wir jetzt für Bücher bezahlen, die der Staat offensichtlich den Schülern umsonst zur Verfügung stellen will? Die Bücher wurden aussortiert. Diese Gratis-Bücher werden anscheinend unter der Hand verkauft. Bailo kannte offenbar den Trick. Nach einigem Verhandeln und persönlichem Nachzählen suchte er die Bücher aus, die der Schuldirektor praeferierte. Das Gesamtvolumen war 4.600.000 GFR, zusammen also fast 500 €. Eigentlich ein Riesenbetrag, der für uns nur schwer nachvollziehbar war. Bis die Gesamtrechnung stand, verging einige Zeit, und Bailo rechnete jeden Cent nach. Er traute keinem über den Weg, hatte man den Eindruck. Die Korruption geht hier in Guinea bis in die untersten Ebenen, das ist schon sehr erschütternd!
Ein wirklich ergreifender Abschluss war am Abend der Besuch der Honoratioren des Dorfes. Sie kamen persönlich, um sich für den Einsatz zu bedanken. Der Distriktvorsteher hielt eine freie Rede, die von Bailo übersetzt wurde. Der „Pressesprecher“, der 1. Und der 2. Iman sprachen und noch ein Mitglied des Ältestenrates sagte, dass er uns gerne den Stammbaum von Alimou Barry erzählen würde – beim nächsten Mal. Im nächsten Jahr! Es gab viel Beifall, auch und besonders nach der „Gegenrede“ von Andreas, dem Urgestein von MANGO. Anschließend Handschlag mit jedem. Es folgte noch eine etwas abgespecktere Form der Verabschiedung durch eine Frauengruppe, auch eine Delegation, die wir ja eigentlich schon vor ein paar Tagen bei uns war. Und dann: Packen!
(Fortsetzung folgt)